NADELFREIE KONNEKTOREN und wann sie verwendet werden

CAMPUS VYGON

In der Verwendung von peripher eingeführten zentralvenösen Kathetern (PICC) und zentralen Venenkathetern (ZVK) ist eine häufig auftretende Problematik die Okklusion. Diese kann zu Verzögerungen in der Behandlung, einem erhöhten Infektionsrisiko und dem Versagen des Katheters führen, was schließlich den Austausch des Katheters erforderlich macht.1

Nadelfreie Konnektionssysteme sind eines der Werkzeuge, die dazu beitragen können, diese Komplikationen zu reduzieren. Dabei ist es jedoch entscheidend, eine geeignete Wahl des nadelfreien Konnektors zu treffen und eine angemessene Pflege durchzuführen.

WAS WIRD IN DIESEM ARTIKEL BEHANDELT?

  • Arten von nadelfreien Konnektoren
  • Interner Mechanismus: Mechanisches Ventil vs. Split-Septum-Technologie
  • Anforderungen an nadelfreie Konnektoren laut Richtlinie
  • Wie kann man überprüfen, ob der Flusskanal gerade ist?
  • Spülvolumen: positiv, negativ, neutral oder anti-Reflux
  • 8 Eigenschaften des idealen nadelfreien Konnektors

Möchtest du mehr über die unterschiedlichen Arten von nadelfreien Konnektoren und ihre jeweilige Anwendung erfahren? Dann bleiben Sie auf dieser Seite und lesen Sie den vollständigen Artikel.


32% der peripher eingeführten zentralvenösen Katheter (PICC) und 36 % der zentralen Venenkatheter (ZVK) weisen Okklusionen auf. Diese kann zu Verzögerungen in der Behandlung, einem erhöhten Infektionsrisiko und dem Versagen des Katheters führen, was schließlich den Austausch des Katheters erforderlich macht.1

Eine hilfreiche Lösung, um diese Komplikationen zu reduzieren, sind nadelfreie Konnektionssysteme.

In den 90er Jahren wurden nadelfreie Konnektoren erstmals eingeführt, um das Risiko von Nadelstichverletzungen und die Übertragung von blutübertragbaren Krankheitserregern während Infusions- oder Entnahmetherapien zu minimieren.

Seitdem haben sich diese Produkte kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert, sodass heute eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung stehen, um für jeden Patienten den individuellen Therapieansatz wählen zu können.

Arten von nadelfreien Konnektoren

Nadelfreie Konnektoren sind spezielle Vorrichtungen, die in der Medizin verwendet werden, um den Zugang zu Kathetern, Ports oder anderen intravenösen Geräten herzustellen, ohne eine Nadel verwenden zu müssen. Sie dienen dazu, das Risiko von Nadelstichverletzungen und Infektionen zu reduzieren, den Flüssigkeitsdurchfluss zu erleichtern und die Handhabung für medizinisches Personal zu verbessern. Es gibt verschiedene Arten von nadelfreien Konnektoren, die je nach Anwendungsbereich und spezifischen Anforderungen ausgewählt werden können, wie z. B. zur Injektion, Infusion oder Aspiration.

Die Arten von nadelfreien Konnektoren lassen sich wie folgt klassifizieren:

  • Interner Mechanismus: Mechanisches Ventil vs. Split-Septum-Technologie
  • Spülvolumen: positiv, negativ, neutral oder anti-Reflux

Interner Mechanismus: Mechanisches Ventil vs. Split-Septum-Technologie

In Bezug auf den Flusskanal kann zwischen dem mechanischen Ventil und der Split-Septum-Technologie unterschieden werden:

Bild01_NADELFREIE-KONNEKTOREN

MECHANISCHES VENTIL

Diese Konnektoren haben ein mechanisches Ventil, das sich öffnet, wenn eine Spritze oder ein anderes Verbindungssystem eingeführt wird, und sich wieder schließt, wenn das Verbindungssystem entfernt wird. Sie sind in der Regel einfach zu bedienen und bieten eine zuverlässige Abdichtung.3

SPLIT-SEPTUM VENTIL

Dies ist eine häufig verwendete Art von nadelfreien Konnektoren. Sie bestehen aus einem Gummi- oder Silikonschlauch mit einer kleinen Membran im Inneren. Wenn eine Spritze oder ein anderes Verbindungssystem eingeführt wird, öffnet sich die Membran, um den Flüssigkeitsfluss zu ermöglichen, und schließt sich automatisch, wenn das Verbindungssystem entfernt wird. Die einfachen Steckverbinder oder Split-Septum-Konnektoren besitzen keine internen Mechanismen und ermöglichen somit einen ungehinderten geraden Flusskanal.

Die Richtlinien legen folgende Anforderungen an nadelfreie konnektoren fest:

  • Ein gerader Flusskanal, der einen laminaren und uneingeschränkten Durchfluss ermöglicht.3
  • Keine internen Mechanismen.3
  • Ohne Ecken oder Vertiefungen, in denen Blutrückstände, Keime oder Ablagerungen verbleiben können.3
  • Eine glatte Zugangsmembran, die eine einfache und effektive Desinfektion ermöglicht.3

WIE KANN MAN ÜBERPRÜFEN, OB DER FLUSSKANAL GERADE IST?

Bei Unsicherheit, ob der Flusskanal des nadelfreien Konnektionssystem gerade ist, kann dies sehr einfach geprüft werden:

  1. Den Nadelfreien Konnektor mit einer Spritze konnektieren.
  2. Einen Führungsdraht durch die Spritze und den Nadelfreien Konnektor durchführen.

Es tritt ein Widerstand auf. Es handelt sich um einen mechanischen Konnektor, der eine Art Mechanismus enthält, der den Durchfluss innerhalb des Systems steuert.

Der Führungsdraht kann problemlos hindurchgeführt werden. Es handelt sich um einen Konnektor ohne interne Mechanismen, üblicherweise ein Split-Septum-Ventil. Es ermöglicht einen geraden Fluss von Flüssigkeiten durch sein Inneres, ohne jegliche Einschränkungen.

Spülvolumen: positiv, negativ, neutral oder Anti-reflux

Ein wichtiger Faktor bei der Auswahl eines nadelfreien Konnektors ist das Spülvolumen – also was bei Konnektion und Dekonnektion einer Spritze oder einer Infusionszuleitung geschieht.

Um das Spülvolumen eines nadelfreien Konnektors zu bestimmen, sollte man auf die Produktinformationen und die Gebrauchsanweisung zurückgreifen.

Bild03_NADELFREIE-KONNEKTOREN-spuelvolumen

NEGATIVES SPÜLVOLUMEN

Nadelfreie Konnektionssysteme mit einem negativen Spülvolumen zeigen aufgrund des Unterdrucks einen Blutrückfluss in das Innere des Katheters beim Dekonnektieren der Spritze. Um das negative Spülvolumen zu vermeiden, sollte vor der Dekonnektion von einer Spritze oder einer Infusionsleitung die Klemme an der Zuleitung des Katheters verwendet werden.

Diese Art von nadelfreien Konnektionssystemen wird häufig für konventionelle IV-Katheter und für eine Kurzzeittherapie verwendet.

POSITIVES SPÜLVOLUMEN

Nadelfreie Konnektionssysteme mit einem positiven Spülvolumen halten eine kleine Menge an Flüssigkeit im Inneren des Mechanismus zurück. Beim Entfernen der Spritze oder der Infusionszuleitung wird diese Flüssigkeit zum Patienten hin verdrängt, wodurch eine Spülung stattfindet. Um das positive Spülvolumen zu vermeiden, sollte nach der Dekonnektion die Klemme an der Zuleitung des Katheters verwendet werden.

NEUTRALES SPÜLVOLUMEN

Bild04_Neutrales-Spülvolumen

Bei nadelfreien Konnektionssystemen mit neutralem Spülvolumen [OJ1] erfolgt das Konnektieren durch die Öffnung der Dichtung oder der Trennwand, die sich automatisch schließt, sobald die Spritze oder die Infusionsleitung entfernt wird. Auf diese Weise wird das Risiko einer Luftembolie reduziert, und der vaskuläre Zugang wird besser vor Kontamination geschützt.

Diese Systeme enthalten einen inneren Mechanismus, der den Rückfluss beim Konnektieren oder Dekonnektieren einer Spritze oder einer Infusionsleitung verhindert.4 Dadurch wird sowohl das Risiko einer Okklusion als auch einer Infektion vermieden.

Grundsätzlich ist bei den nadelfreie Konnektionssysteme mit neutralem Spülvolumen keine spezifische Klemmsequenz erforderlich, wie es bei den Konnektoren mit positivem und negativem Spülvolumen der Fall ist, da der Rückfluss minimal ist.

Dennoch weisen alle nadelfreie Konnektionssysteme mit neutralem Spülvolumen einen geringen Blutrückfluss auf. Tatsächlich variieren sie je nach Hersteller erheblich in ihrer Blutrückflussrate, wobei die Systeme mit neutralem Spülvolumen Werte zwischen 0,12 (±0,15) mm3 und sogar bis zu 33,51 (±11,50) mm3 aufweisen.6

Es ist wichtig, die Rückflussraten des verwendeten Produkts zu kennen, da eine geringere Rückflussrate das Risiko von Infektionen und Okklusionen verringert.

Nadelfreie Konnektoren mit neutralem Spülvolumen werden häufig bei der Verabreichung von hochriskanten Medikamenten eingesetzt, um eine sichere Infusion zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig bei Medikamenten mit einem engen therapeutischen Index oder wenn eine präzise Infusion erforderlich ist, wie bei Inotropika (Medikamente, die die Kontraktion und Kraft des Herzmuskels beeinflussen).

Sie werden auch in der Pädiatrie und insbesondere bei Neugeborenen empfohlen, da sie aufgrund des Mangels an Antikörpern besonders anfällig für Infektionen sind. Daher ist es wichtig, Produkte zu verwenden, die leicht desinfizierbar sind und sich vollständig verschließen lassen.

ANTI-REFLUX

Bild05_Anti-Reflux-Ventil

Anti-Reflux-Ventile sind nadelfreie Konnektionssysteme mit neutralem Spülvolumen, denen eine anti-Reflux-Ventilfunktion hinzugefügt wurde.

Es handelt sich um eine bi-direktionale Ventil, das geschlossen bleibt, bis die Infusions- oder Entnahmekraft einen bestimmten Druck erreicht. Bei Unterschreiten des Öffnungsdrucks bzw. Aspirationssogs schließt sich das Ventil.

Die Funktionsweise:

  • Wenn der Öffnungsdruck bzw. Aspirationssog einen bestimmtes Drucklevel erreicht hat, öffnet sich das Ventil.
  • Wenn ein Druckabfall erkannt wird, bleibt das Ventil geschlossen.
  • Bei einem Anstieg des intrathorakalen Drucks bleibt das Ventil geschlossen.
  • Beim Entfernen des Luer-Anschlusses bleibt das Ventil geschlossen.

Nadelfreie Konnektoren mit neutralem und negativem Spülvolumen sowie anti-reflux-Ventilen haben einen geraden Flusskanal. Das anti-Reflux-Ventil ist jedoch das einzige System, das einen internen Mechanismus hat, um das Eindringen von Blut in den Katheter unter allen Umständen zu verhindern. Dies ist die beste Möglichkeit, um Blutrückfluss und das Auftreten von Okklusionen zu verhindern. Trotzdem ist es wichtig, zwischen den Herstellern zu vergleichen, da die Produkte nicht alle die gleichen Erfolgsraten bieten.1,7

Die anti-Reflux-Ventile können Okklusionen an der Katheterspitze bis zu 93,6% der Fälle eliminieren.8

Es wird besonders empfohlen nadelfreie Konnektoren bei PICCs und Midlines zu verwenden, da diese i.d.R. länger als 10 Tage im Körper verbleiben. Ebenso ist es ratsam, die Systeme bei ZVKs verwenden, die längere Zeit im Körper verbleiben. Dies gilt auch für Patienten, die im häuslichen Umfeld betreut werden. Zusätzlich wird in diesem Fall nadelfreie Konnektionssysteme mit Verlängerungen empfohlen. Dadurch wird die Handhabung für den Patienten wie auch für das Fachpersonal erleichtert.

8 Eigenschaften eines idealen nadelfreien konnektors

Der Artikel hat gezeigt, dass nadelfreie Konnektionssysteme je nach Spülvolumen und internen Mechanismus unterschieden werden können… Aber welche Eigenschaften sollte der ideale nadelfreie Konnektor haben?

  1. Neutrales Spülvolumen: Die Inzidenz von katheterbezogener Bakteriämie und Okklusion steigt, wenn nadelfreie Konnektoren mit positivem und negativem Spülvolumen verwendet werden. Es wird die Verwendung von nadelfreien Konnektoren mit neutralem Spülvolumen empfohlen.10
  2. Split-Septum: Nadelfreie Konnektoren mit geteiltem Split-Septum zeigen im Vergleich zu Verbindern mit mechanischem Ventil eine geringere Inzidenz von katheterbezogenen Infektionen.11
  3. Glatte äußere Oberfläche: Ein nadelfreier Konnektor mit einer glatten äußeren Oberfläche, der wenige oder keine Lücken aufweist, ermöglicht eine gründliche Desinfektion.12
  4. Hermetische Abdichtung zwischen Trennwand und Gehäuse: Eine solche Abdichtung reduziert oder beseitigt Schmerzen und minimiert das Risiko von Kontaminationen oder der Entstehung von Biofilmen.12
  5. Gerader Flusskanal: Ein gerader Flusskanal ermöglicht einen laminaren und ungehinderten Fluss.3 Um das potenzielle Risiko einer einer katheter-assoziierter Infektion zu reduzieren, wird empfohlen, nadelfreie Konnektoren mit einer direkten und möglichst geradlinigen Verbindung zu verwenden, vorzugsweise ohne bewegliche Teile. 12
  6. Glatte Zugangsmembran für eine einfache und effektive Desinfektion: Eine angemessene Desinfektion reduziert den internen Verschleiß der Oberfläche und somit die Bildung von Biofilmen.3,12
  7. Geringes Totraumvolumen: Ein nadelfreier Konnektor mit geringem oder keinem Totraumvolumen verringert das Infektionsrisiko und die Entwicklung von Biofilmen.12
  8. Geringer oder kein Blutrückfluss: Dadurch wird das Risiko von Okklusion und Infektionen vermieden.12

Um Risiken wie Okklusionen und Infektionen zu vermeiden, ist es wichtig, die Art des verwendeten nadelfreien Konnektors zu kennen. Dies beeinflusst beispielsweise den Dekonnektionsprozess. Wie der Artikel zeigt, erfordert ein nadelfreier Konnektor mit positivem Spülvolumen das Klemmen nach dem Dekonnektieren der Spritze, während bei einem nadelfreien Konnektor mit negativem Spülvolumen vor dem Dekonnektieren geklemmt werden muss.

Es ist auch wichtig, den Flusskanal der Konnektoren zu kennen, da ein gerader Flusskanal das Risiko von Infektionen reduziert. Daher sollte der geeignete Typ des nadelfreien Konnektors je nach Anwendung sorgfältig ausgewählt werden, um eine sichere Handhabung und ein reduziertes Risiko von Komplikationen zu gewährleisten.

QUELLEN:


  1. Intravascular Quarterly, IQ, Asociación para el Acceso Vascular. (2021, 19 febrero). Needleless Connectors: New Standards, Still Confusing. Issuu.
  2. Curran E. (2016). Needleless connectors: the vascular access catheter’s microbial gatekeeper. Journal of infection prevention, 17(5), 234–240.
  3. Tabak YP, Jarvis WR, Sun X, Crosby CT, Johannes RS. Meta-analysis on central line-associated bloodstream infections associated with a needleless intravenous connector with a new engineering design. Am J Infect Control. 2014;42(12):1278-1284. doi:10.1016/j.ajic.2014.08.018
  4. Gibson, S. M., & Primeaux, J. (2020). Do Needleless Connector Manufacturer Claims on Bidirectional Flow and Reflux Equate to In Vitro Quantification of Fluid Movement? Journal of the Association for Vascular Access, 25(4).
  5. Hadaway, L. Needleless Connectors for IV Catheters. Lippincott®Nursing Center®.
  6. Elli, S., Abbruzzese, C., Cannizzo, L., & Lucchini, A. (2016). In Vitro Evaluation of Fluid Reflux after Flushing Different Types of Needleless Connectors. The Journal of Vascular Access.
  7. Hull, G. J., Moureau, N. L., & Sengupta, S. (2018). Quantitative assessment of reflux in commercially available needle-free IV connectors. The Journal of Vascular Access. Published.
  8. Alex Maurer. (2016) Reducing the occlusion rates of peripheral midlines. Our 5 year experience using Bionector TKO needle free connectors. Country Durham and Darlington NHS Foundation Trust.
  9. Rosenthal, V. D., Udwadia, F. E., Kumar, S., Poojary, A., Sankar, R., Orellano, P. W., Durgad, S., Thulasiraman, M., Bahirune, S., Kumbhar, S., & Patil, P. (2015). Clinical impact and cost-effectiveness of split-septum and single-use prefilled flushing device vs 3-way stopcock on central line–associated bloodstream infection rates in India: a randomized clinical trial conducted by the International Nosocomial Infection Control Consortium (INICC). American Journal of Infection Control, 43(10), 1040–1045.
  10. Carrillo, F. (2020). ¿Cómo evitar la oclusión del catéter? Entrevista a Victoria Armenteros. Campus Vygon.
  11. CDC. (2011). Guidelines for the Prevention of Intravascular Catheter-Related Infections (N.o 6).
  12. Jarvis, W. R. (2010). Choosing the Best Design for Intravenous Needleless Connectors to Prevent Bloodstream Infections. Infection Control Today.

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